Seit es den Hauptbahnhof gibt, ist der für uns von zu Hause gut erreichbare Bahnhof Berlin Schönefeld nicht mehr für Fernzüge. Der passende Bahnhof heißt jetzt Südkreuz, ist in der Stadt und die Station vor dem Hbf.
Meine Buchung ab Prag gestern war 18:30 Abfahrt in Holesovice, bis Leipzig, da eine Stunde warten, dann weiter mit dem ICE zum Südkreuz, Ankunft 0:28, Taxi nach Hause.
Ich komme zum Bahnhof in Prag, es gab einen Zug um 18:30, aber über Dresden direkt nach Berlin mit einer anderen Zugnummer. Kein Zug nach Leipzig. Die nette Dame am Schalter meinte, das sei richtig, der Zug fährt über Dresden und Leipzig. Das fand ich etwas unlogisch, aber naja, dieser Zug hatte eine Wagennummer, die sich mit meiner Reservierung deckte. Ich stellte mich, immer noch skeptisch auf den Bahnsteig. Es kam dann auch eine lange Durchsage, auf tschechisch, nun ist mein tschechisch so gar nicht fluently. Es kam dann auch eine Durchsage auf deutsch, diese wurde aber wegen eines einfahrenden Zuges genau an der Stelle unverständlich, an der es wesentlich wurde. Die englische Durchsage war dann zu verstehen, die besagte, dass dieser zug über Dresden, Leipzig, Amsterdam und Zürich nach Berlin Osbahnhof fährt. Diese Strecke allerdings ließ eine Ankunft um 00:28 am 28.5.unwahrscheinlich erscheinen. Die Lösung war dann, dass Wagen mehrfach abgekoppelt wurden, die hintersten als erstes in Richtung Erfurt und Leipzig, dann die nach Amsterdam usw. Die beiden ersten Wagen sollten nach Ostbahnhof über Schönefeld (das ist der Bahnhof bei mir in der Nähe) und der Zug sollte um 22:55 ankommen. Gebucht war für mich eine Fahrt über Leipzig mit einer Stunde Aufenthalt dort und Ankunft in Südkreuz um 00:28. Ich fand da war Gesprächsbedarf mit dem Schaffner , ob ich tatsächlich über Leipzig fahren muss. Vorher hatte ich aber noch das Problem, dass die Wagenstandsanzeiger dort nur die Position D anzeigten. In der Mitte. Keine Ahnung, aus welcher Richtung der Zug kommt, keine Ahnung, wo hinten bei dem Zug ist, ich wollte schon erst mal meinen reservierten Platz Richtung Leipzig haben, bis zum deutschen Schaffner dauerte es ja auch noch eine Weile. Habe ich eine Frau gefragt, die so aussah, als ob sie Bescheid wüsste, yes, here will be end of train. Wunderbar, ich entspannte, der Zug fuhr ein, genau aus der anderen Richtung. Ich wäre ja auf dem Bahnsteig entlang gesprintet, ich hatte ja nur einen kleinen Trolley, aber da war diese japanische Reisegruppe... Also bin ich rein in den Zug und im fahrenden Zug durchgelaufen. Langsam wurde mir warm, aber ich habe meine Platz gefunden, ein voll besetztes Abteil mit meinem leeren Stühlchen und defekter Klimaanlage. Marion, stell dich jetzt nicht so an, es ist noch keiner erstunken. Das Abteil wurde leerer und war an der Grenze dann ganz leer. Kurz hinter Bad Schandau kam die Schaffnerin, nein, ich könnte in dem Zug bleiben, das sei kein Problem, und damit hätte ich ja auch 90 Minuten Reisezeit gespart. Ich müsste nur aus dem letzten Wagen ganz nach vorne umziehen, die beiden ersten Wagen fahren zum Ostbahnhof. Super. Ich mit meinem Köfferchen wieder zurück, die Japaner waren gerade am Picknick machen, Unmengen von Türen geöffnet und in die hacken bekommen, GsD war es nicht so voll. Als ich dachte, jetzt müsste es soweit sein, stand die Schaffnerin wieder hinter mir und meinte in ihrem schönen sächsisch, dann häddn se das ja ooch geschaffd und ich konnte ein ganzes Abteil für mich alleine beziehen. In Dresden stiegen noch 2 Leute zu, kein Problem, mittlerweile hatte ich auch wieder BASE Netz und kein tschechisches O2 und rief freudestrahlend den Gatten an, dass ich wie durch Zauberhand ja 90 Minuten früher nach Hause käme.
Dann kam der andere Schaffner. Kontrollierte und fragte, ob denn auch bekannt wäre, dass der Zug nicht pünktlich am Ostbahnhof sei, sondern erst um 00:05. Meine Reaktion war, wann ist er denn dann in Schönefeld, da sagt der Herr, über Schönefeld fährt der heute nicht, es gäbe technische Probleme, der Zug fährt über Rangsdort. 00:05 Ostbahnhof, das wäre dann auch der nächste Halt. Also habe ich den Gatten angerufen und meine letzte Meldung widerrufen.
Es wäre normalerweise so gewesen, dass der Zug in gerader Linie von Dresden zum Ostbahnhof gefahren wäre. Eine Fahrt über Rangsdorf bedeutet aber, dass der Zug vor dem Berliner Ring Richtung Westen abbiegt. Um 22:40 sehe ich die Schilder “Zossen”, das ist vielleicht 20 km vor der südlichen Stadtgrenze. Ich habe dem Gatten eine sms geschrieben, dass ich mir irgendwie nicht vorstellen kann, dass der Zug jetzt noch 85 Minuten bis Ostbahnhof braucht. Ich habe dann google maps aktiviert und ein bisschen verfolgt, wo wir so sind, wir waren dann in Potsdam, in Wannsee, sind an der havel entlang und gegen 23.00 habe ich den Fernsehturm gesehen. Naja klar, dann sind wir ja gleich da, das ist ja jetzt noch ein Klacks. Der Fernsehturm verschwand wieder und wir fuhren Ewigkeiten durch einen dunklen Wald und entfernten uns offensichtlich von der Stadt. Google maps war wegen nicht vorhandenen Netzes nicht zu gebrauchen. Aber die Bahnhofsnamen, die ich von Zeit zu Zeit lesen konnte, waren besorgniserregend. Ich habe dem Gatten eine sms geschrieben, in dem ich ihn fragte, ob er mich dann mit dem Auto von der polnischen Grenze abholen würde. Er schrieb zurück, ich sollte Bescheid sagen, wenn Truppen geschickt werden sollen. Um 5 vor 12 war er wieder da, der Fernsehturm, um 00:05, pünktlich wie angekündigt, fuhr der Zug in den Ostbahnhof ein. Ich bin durch die besoffenen Horden zum nächsten Taxi und habe nur noch gesagt, ich will nach Hause.
Ich meine, ich war immer noch früher zu Hause als es ursprünglich geplant war, aber irgendwie war das nervenaufreibend.